Wie kann man die Hygiene in Arztpraxen verbessern?

In Arztpraxen spielen das Qualitätsmanagement, die Patientensicherheit und die Hygiene eine immer größere Rolle. Vor allem die Einhaltung der Hygienevorschriften zur Prävention der Verbreitung von Infektionskrankheiten, sollte für Arztpraxen eine Selbstverständlichkeit sein.

In Arztpraxen treffen viele Patienten mit den unterschiedlichsten Krankheitsbildern zusammen, daher sind vor allem adäquate Hygienemaßnahmen notwendig. Durch einen praxistauglichen Hygieneplan und die enthalten Maßnahmen kann man Patienten, als auch Mitarbeiter vor möglichen Infektionen zu schützen. Hinzu kommt, dass auch immer mehr Patienten einen Fokus auf die Einhaltung der Hygiene in der Arztpraxis legen und darauf achten, ob die entsprechenden erforderlichen Maßnahmen eingehalten werden.

Da die gesetzlichen Bestimmungen und Verordnungen zum Hygienemanagement in der Arztpraxis nicht nur umfangreich, sondern auch verpflichtend sind, gibt dieser Beitrag sowohl einen zusammenfassenden Überblick über die geforderten Maßnahmen, als auch nützliche Tipps zur Umsetzung und Einhaltung der Vorschriften.

Der Hygieneplan als zentrales Element des Hygienemanagements

Mittelpunkt des Hygienemanagements in der Arztpraxis ist der Hygieneplan. Dieser kann auch als Qualitätshandbuch der Hygiene betrachtet werden. Die zentralen Inhalte des Hygieneplans sind:

  • Geltungsbereiche und Verantwortlichkeiten
  • Vorgaben zur Reinigung und Desinfektion
  • Vorgaben zur Aufbereitung von Medizinprodukten
  • Regelungen zur Abfallentsorgung.

Ziele des Hygieneplans sind die Infektionsprävention und eine klare Strukturierung von Prozessabläufen. Da ein Hygieneplan nach §23 des Infektionsschutzgesetzes für Einrichtungen des Gesundheitswesens gesetzlich gefordert ist, dient er gleichzeitig als Nachweis der erbrachten Sorgfaltspflicht.

Zusätzlich zum Hygieneplan ist es ratsam, einen Hygienebeauftragten für die Arztpraxis zu bestellen. Die hygienebeauftragte Person ist dafür zuständig, auf die Einhaltung der hygienerelevanten Vorschriften zu achten, die Mitarbeiter bei der Umsetzung zu unterstützen und den Hygieneplan stetig auf dem aktuellsten wissenschaftlichen Stand zu halten.

Schulungen / Fortbildungen für MFA und die gesamte Belegschaft

Eine adäquate Hygiene in der Arztpraxis kann jedoch nur umgesetzt und eingehalten werden, wenn alle beteiligten Personen fortlaufend zu diesem Thema geschult und zielgerichtet sensibilisiert werden. Diese Schulungen sind für alle in einer Praxis arbeitenden Personen verpflichtend und sollten jährlich wiederholt werden. Dabei ist darauf zu achten, nicht nur das medizinische Fachpersonal, sondern auch Aushilfen und Reinigungskräfte mit einzubeziehen. So ist es möglich, die gesetzlichen Bestimmungen und Anforderungen zu erfüllen. Die Schwerpunkte solcher Schulungen sind individuell zu wählen. Meistens findet man in den Fortbildungen immer wieder Themen, wie die persönliche Hygiene, Umgebungshygiene, den Umgang mit potentiell infektiösen Patienten sowie allgemeine Maßnahmen zur Infektionsprävention.

Tipps für die Verbesserung der Hygiene in Ihrer Praxis:

  • Eine adäquate Händehygiene besteht aus drei Komponenten: dem Hände waschen, dem Hände desinfizieren und dem Hände pflegen. Zwar steht die Händedesinfektion nach RKI im Mittelpunkt, jedoch sollte auch die Pflege der Hände nicht vernachlässigt werden, da eine hygienische Händedesinfektion nur bei intakter Haut vollends möglich ist.
  • Desinfizieren Sie Ihre Hände immer vor und nach Patientenkontakt, vor aseptischen Tätigkeiten, nach Kontakt mit potentiell infektiösem Material und nach Kontakt mit der unmittelbaren Patientenumgebung („5 Momente der Händehygiene“).
  • Um eine korrekte Händedesinfektion durchführen zu können, müssen Sie sicherstellen, dass alle Grundvoraussetzungen erfüllt sind. Dazu zählen: saubere Hände, so wie saubere und kurz geschnittene Fingernägel, kein Schmuck (damit sind auch Eheringe gemeint) an Händen und Unterarmen und eine intakte Haut. Ebenso ist das Tragen von Nagellack oder Gelnägeln in Einrichtungen des Gesundheitswesens zu unterlassen.
  • Schutzhandschuhe ersetzen unter keinen Umständen eine Händedesinfektion. Sie können vielmehr eher als ein Instrument des Arbeitsschutzes gesehen werden. Zudem sollte sowohl vor dem Anlegen, als auch nach dem Ausziehen von Schutzhandschuhen eine Händedesinfektion durchgeführt werden.
  • Hängen Sie Händedesinfektionsmittel-Spender nicht nur in den Behandlungsräumen und Sanitäranlagen auf, sondern auch gut sichtbar an verschiedenen Stellen in der Praxis, um Ihren Patienten ebenfalls die Möglichkeit einer Händedesinfektion zu geben. Zudem sollten Sie mit Hilfe von Plakaten über die Notwendigkeit einer hygienischen Händedesinfektion aufklären. Hierfür eignen sich beispielsweise gut der Eingangsbereich und das Wartezimmer Ihrer Praxis
  • Halten Sie sich bei Desinfektionsmitteln immer an die exakten Dosierungsangaben der Hersteller. Nur so können die verwendeten Produkte richtig wirken.
  • Die Fußböden der Praxis, die mit potentiell infektiösem Material in Berührung kommen können (Labor, Sanitäranlagen, …) sollten desinfizierend gereinigt werden.
  • Hängen Sie an allen relevanten Stellen in Ihrer Arztpraxis (Behandlungsräume, Labor, Sanitäranlagen, Pausenraum, …) Reinigungs- und Desinfektionspläne aus. So haben alle Mitarbeiter die Möglichkeit, sich schnell über die aktuellen Vorgaben der Desinfektion zu informieren.
  • Achten Sie darauf, dass alle von Ihnen verwendeten Desinfektionsmittel mindestens VAH-gelistet sind. Diesen Hinweis finden Sie auf dem Produkt selber.
  • Sorgen Sie dafür, dass in Ihrer Praxis eine ausreichende Anzahl an Einmalschutzkleidung vorhanden ist, damit Ihre Mitarbeiter die Möglichkeit haben, sich selbst, aber auch andere Patienten vor einer Übertragung von potentiell infektiösen Keimen zu schützen. Ebenso sollte Ihre Arbeitskleidung separat und mit einem desinfizierenden Waschmittel bei mindestens 60°C gewaschen werden.

Beachten Sie alle diese Punkte, sind Sie auf einem guten Weg zu einem sicheren und den Anforderungen entsprechenden Hygienemanagement. Denn Ihnen sollte bewusst sein, dass die Hygiene zu den vollbeherrschbaren Risikobereichen zählt. Somit ist es in Ihrem Interesse, ein funktionierendes Hygienemanagement in Ihrer Arztpraxis zu etablieren.