Hygienekonzepte für Arztpraxen und MVZ

Was ist ein Hygieneplan? Was ist ein Hygienekonzept? Oder was ist ein Reinigungs- und Desinfektionsplan. Wir klären auf! 

Selten war so viel die Rede von Hygienekonzepten wie in den letzten Monaten. So neu, dass für viele sein mag, die Verpflichtung zur Erstellung eines Hygieneplans besteht auf Grundlage des Infektionsschutzgesetzes für Akteure des Gesundheitswesens bereits seit vielen Jahren und dient der Infektionsprävention und dem Schutz von Personal und Mitarbeitern.

Aber was genau ist ein Hygieneplan bzw. ein Hygienekonzept genau und was muss dieser beinhalten, um den rechtlichen Anforderungen zu genügen? Diese Fragen wollen wir in diesem Beitrag klären.

Bei einem Hygieneplan handelt es sich um ein „Sammelwerk“ von schriftlichen Verfahrensweisen, die der Einhaltung und Gewährleistung bestimmter Hygienestandards dienen. Ebenso beinhaltet ein Hygieneplan konkrete Reinigungs- und Desinfektionspläne, beschreibt also genau, wann, wo, wie, womit und von wem beispielsweise Flächen oder Instrumente desinfiziert oder gereinigt werden müssen. Man kann also sagen, dass es sich bei einem Hygieneplan um ein „Qualitätshandbuch (QM-Handbuch)” für alle hygienisch relevanten Sachverhalte einer Einrichtung handelt und somit auch um einen Nachweis der erbrachten Sorgfaltspflicht.

Bei der Erstellung eines Hygieneplans sollte darauf geachtet werden, hygienerelevante, interne Prozesse möglichst klar strukturiert und so abzubilden, wie sie tatsächlich in der Einrichtung vorzufinden sind. Gleichzeitig bildet dies eine Chance, vorhandene Prozesse zu analysieren, zu bewerten und gegebenenfalls im Sinne der Risikominimierung anzupassen.

Um sicherzustellen, dass der Hygieneplan stets auf dem aktuellen Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse und internen Abläufe ist, sollte er mindestens jährlich durch eine zuständige Fachkraft überprüft und falls nötig angepasst werden.

Es gibt viele Vorlagen, die man zur Erstellung eines Hygieneplans verwenden kann. Allerdings sollten diese nicht 1:1 übernommen, sondern auf die internen Abläufe abgestimmt werden. Welche Form Ihr Hygieneplan hat, ob tabellarisch, als umfangreiches Textdokument oder aber in Form von verschiedenen, einzelnen, aufeinander verweisenden Prozessbeschreibungen, ist Ihnen überlassen.

Um Ihnen vorab einen groben Überblick zu verschaffen, welche Bereiche Sie bei der Erstellung einbeziehen sollten, haben wir Ihnen eine grobe Übersicht zusammengestellt.

Persönliche Hygiene

Händehygiene

  • Handwaschplätze und Desinfektionsmittelspender
  • Händewaschen
  • Hygienische Händedesinfektion
  • Handpflege
  • Allgemeine Personalhygiene
  • Schutzkleidung
  • Anwendung von Schutzhandschuhen
  • Hautschutzplan

Flächen- / Umgebungshygiene

  • Umgang mit Desinfektionsmitteln
  • Was wird wie, wann und womit gereinigt und desinfiziert Tipp: in einem separaten Reinigungs- und Desinfektionsplan festhalten, bevorzugt in einer übersichtlichen, tabellarischen Form
  • Abfallentsorgung

Hygiene bei besonderen Maßnahmen

  • Wundverbände / Verbandwechsel
  • Umgang mit Medikamenten

Medizinprodukte

  • Umgang mit Medizinprodukten
  • Lagerung von Medizinprodukten
  • Aufbereitung von Medizinprodukten

Arbeitsschutz

  • Umgang mit PSA und Arbeits- / Berufskleidung
  • Maßnahmen nach Nadelstichverletzung

Vorgehen zur Erstellung und Bewertung von Hygienekonzepten

Um alle Themen möglichst vollständig aufnehmen zu können und den Hygieneplan oder das Hygienekonzept immer aktuell zu halten, ist es hilfreich, folgende Schritte zu beachten:

  1. Analyse der Infektionsgefährdungen
  2. Bewertung der Risiken
  3. Risikominimierung
  4. Festlegung von Überwachungsmaßnahmen (regelmäßige Begehungen, Checklisten, Überprüfung der Dokumente, etc.)
  5. Überprüfung des Hygieneplans (Festlegung von Verantwortlichkeiten sowie Zeitintervalle für die Aktualisierung)
  6. Dokumentation und Schulung