Hygieneberater und Hygienebeauftragte sind gefordert
Das herkömmliche Stethoskope, stellt ein unterschätztes Risiko für nosokomiale Infektionen in medizinischen Einrichtungen, wie Krankenhäusern und Praxen, dar.
Laut 28 Studien waren 85,1 % (Mittelwert) aller Stethoskope mit Bakterien besiedelt, darunter vor allem Staphylococcus aureus, Pseudomonas aeruginosa sowie E. Coli. Beunruhigend ist darüber hinaus die Rate der KBE (koloniebildenden Einheiten) diese bewegt sich zwischen 27 und 158 je Stethoskope-Membran. Der Grenzwert von maximal 5 KBE per cm² bzw. weniger als 20 KBE je Membran, der von der Association Française de Normalisation (AFNOR) veröffentlicht wurde, ist damit eindeutig überschritten.
Die Kontaminationsraten der Stethoskopmembran variieren stark. Gründe dafür sind unter anderem das Studiendesign, die Häufigkeit des Stethoskopeinsatzes, sowie der fachgemäße Gebrauch von Desinfektionsmitteln. Weitere Untersuchungen ergaben, dass zwischen 70 % und 90 % der Ärzte ihr Stethoskop nach einer Untersuchung nicht desinfizieren. „Liegen zwischen den Desinfektionen eines Stethoskops weniger als 5 Untersuchungen, sind 3,4 % kontaminiert, bei über 5 Untersuchungen ohne Desinfektion sind es 100 %“ [1].
Es lässt sich festhalten, dass ähnlich wie bei der oft thematisierten Händedesinfektion, das desinfizieren des Stethoskops das Infektionsrisiko für Patienten deutlich senken kann. Verdeutlicht wird dieser Zusammenhang damit, dass nur 9 % alle Stethoskope von Mitarbeiten mit nosokomialen Keimen besiedelt waren, die sich regelmäßig die Hände desinfizieren. Bei unregelmäßiger Händedesinfektion waren bereits 84 % aller Stethoskope kontaminiert.
[1] O‘ Flaherty N, Fenelon L. The stethoscope and healthcare-associated infection: a snake in the grass or innocent bystander? Hosp Infect. 2015 Sep;91 (1): 1–7